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Internationale
Orgeltage Hamm > Konzerte
Mittwoch,
21. September 2011, 19:30 Uhr, Pauluskirche Hamm:
Orgelkonzert, Peter Planyavsky (Wien)
Georg Muffat
(1653-1704):
Toccata VII
Johann Georg
Albrechtsberger (1732-1809):
Fuga "Komm, heiliger Geist"
Präludium
A-Dur
Johann Sebastian
Bach (1685-1750):
Toccata und Fuge d-Moll BWV 565
Peter Planyavsky
(*1947):
Improvisation über BWV 565
Girolamo Frescobaldi
(1583-1643):
Capriccio sopra l'aria di Ruggiero
Wolfgang Sauseng
(*1956):
Ballo
Robert Fuchs
(1847-1927):
Variationen und Fuge
über ein eigenes Thema
Peter Planyavsky:
Improvisation
Vom Schwerpunkt
des ersten Orgelkonzertes der Orgeltage in Südeurupa schlägt
der langjährige Organist und Dommusikdirektor des Stephansdom
Wiens, Peter Planyavsky, einen weiten Bogenüber den süddeutschen
Komponisten Johann Georg Albrechtsberger, den mitteldeutschen Johann
Sebastian Bach bis zur Musik eines Wolfgang Sauseng und Improvisationen.
Dabei dürfte es besonders spannend werden, wenn sich Planyavsky
"die" Toccata des Thomaskantors Bach vornimmt.
Doch auch in den einleitenden italienischen Werken kann er die klanglichen
Vorzüge des Instruments von Rudolf von Beckeraths in der Pauluskirche
voll ausspielen. Beginnen wird das Konzert mit der Toccata VII von
Georg Muffat.
Georg Muffat wurde als Sohn von Andreas Muffat und Margarita Orsy
geboren. Die Vorfahren väterlicherseits kamen aus Schottland
und England, mütterlicherseits wahrscheinlich aus Frankreich.
Muffat bezeichnete sich selber als Deutschen.[1] Muffat war von
1663 bis 1669 Schüler von Jean-Baptiste Lully in Paris. Er
lebte mehrere Jahre im Elsass, zuerst als Student am Jesuitenkolleg
in Schlettstadt (heute Sélestat) und ab 1671 in Molsheim,
wo er zum Organisten des hier im Exil wirkenden Straßburger
Domkapitels ernannt wurde. Ab 1674 studierte er Rechtswissenschaften
in Ingolstadt und ließ sich danach in Wien nieder.
Da er keine feste Anstellung finden konnte, ging er 1677 nach Prag
und von dort aus 1678 nach Salzburg, wo er schließlich neben
Heinrich Ignaz Franz Biber eine Anstellung als Domorganist und Kammerdiener
bei Erzbischof Max Gandolph Graf von Kuenburg erhielt. Letzterer
ermöglichte ihm 1680 einen längeren Aufenthalt in Italien,
um Orgel bei Bernardo Pasquini, der in der Tradition von Girolamo
Frescobaldi stand, zu studieren. Er traf in Rom mit Arcangelo Corelli
zusammen, dessen Werk er sehr bewunderte. Unter diesem Eindruck
komponierte er seine ersten Concerti grossi, die im "Hause
des Herren Corelli" zur Aufführung kamen. Kurze Zeit nach
der Rückkehr veröffentlichte er den "Armonico Tributo",
die laut Vorwort sowohl als Concerto Grosso oder ohne Mittelstimmen,
als Triosonaten aufgeführt werden konnten.
Nach dem Tod seines Dienstherrn wechselte Muffat 1690 an den Hof
des Bischofs Johann Philipp von Lamberg nach Passau als Kapellmeister
und Hofmeister der Edelknaben. Muffats neun Söhne wurden Musiker,
der bekannteste unter ihnen ist Gottlieb Muffat.
Muffat war wie vor ihm Johann Jakob Froberger und nach ihm Georg
Friedrich Händel ein musikalischer Kosmopolit, der eine wichtige
Rolle beim Austausch europäischer Musiktraditionen spielte.
Er war der einzige Komponist, der sowohl mit Lully als auch mit
Corelli, beide Symbolfiguren der französischen Oper beziehungsweise
der italienischen Instrumentalmusik, persönlich eng verbunden
war.
Diese Brücke wird mit dem Süddeutschen Albrechtsberger
weiter beschritten. Von ihm erklingen die Fuga "Komm, Heiliger
Geist" und das Praeludium in A.
Johann Sebastian Bach las bekanntester Komponist von Orgelmusik
verstand es, verschiedene Nationalstile, insbesondere die italienische
affekthaltige Musik mit der aus der frankoflämischen Tradition
herrührenden ebenmäßigen Vokalpolyphonie zu verbinden.
Ein frühes Beispiel dafür stellt die Toccata und Fuge
in d BWV 565 dar, die der Interpret Planyavsky auch zum Anlass einer
eigenen Improvisation nehmen wird.
Zwei österreichische Incerta werden das Programm vervollständigen.
Eintrittskarten sind im Vorverkauf bei Musik Blum zu € 8,--
/ € 5,-- bei Ermäßigung zu bekommen.
Peter Planyavsky
wurde 1947 in Wien geboren. Schon während der Schulzeit im
Gymnasium wurde er Student an der Musikhochschule in Wien. Seine
Lehrer waren Anton Heiller (Orgel, Komposition und Improvisation),
Hilde Seidlhofer (Klavier) und Hans Gillesberger (Dirigieren). 1966
schloß er sein Studium mit Diplom in Orgel und Kirchenmusik
ab. Im folgenden Jahr arbeitete er in einer Orgelbauwerkstatt -
hauptsächlich war er mit Intonation und Montage beschäftigt.
Ein weiteres Jahr verbrachte er als Organist im Stift Schlägl
(Oberösterreich).
1969 wurde Planyavsky Domorganist am Stephansdom in Wien. Von 1983
bis 1990 war er als Dommusikdirektor für das gesamte musikalische
Programm verantwortlich. Höhepunkte seiner Tätigkeit waren
Aufführungen der h-Moll-Messe von Bach (mit dem Dallas Symphony
Chorale) und des Mozart-Requiems anläßlich der Beisetzung
von Kaiserin Zita. - Anfang 1991 kehrte Planyavsky wieder in seine
frühere Position als Domorganist zurück, um sich - vor
allem in Hinblick auf die neue Domorgel - ganz auf diesen Sektor
zu konzentrieren. 2005 beendete er auf eigenen Wunsch seine Tätigkeit
am Stephansdom, da mit den Verantwortlichen kein Konsens über
Personen und Zielsetzungen in der Dommusik gefunden werden konnte.
Als Dirigent hat er sich vor allem der etwas vernachlässigten
Literatur für Orgel und Orchester zugewandt (z. B. Guilmant,
Peeters, Rheinberger, Jongen, Heiller), wobei er selten oder noch
nie in Österreich gespielte Konzerte aufführte (z. B.
von Alfredo Casella, Howard Hanson, Leo Sowerby, Ottorino Respighi,
Aaron Copland, Jean Langlais).
Seit 1980 ist Peter Planyavsky auch Professor für Orgel, Improvisation
und Liturgisches Orgelspiel an der Hochschule für Musik in
Wien; 1996-2003 war er auch Leiter der Abteilung für Kirchenmusik.
Darüber hinaus widmet er sich immer wieder der kirchenmusikalischen
Basisarbeit und schreibt Artikel in Fachzeitschriften.
Konzertreisen und Meisterkurse haben Peter Planyavsky in fast alle
Länder Europas geführt sowie nach Japan, Australien, Südafrika,
Hongkong, Korea, USA und Kanada. In seinen Meisterkursen behandelt
er Heiller, Mendelssohn, Brahms und Barockmusik, vor allem aber
Improvisation und Liturgisches Orgelspiel. Außerdem war er
Juror bei mehr als 40 Wettbewerben (Haarlem, St. Albans, Nürnberg,
Chartres, Paris, Odense, Brno etc.).
Peter Planyavsky hat den ersten Preis bei den Internationalen Improvisati-onswettbewerben
in Graz, Österreich (1968) und Nürnberg, Deutschland (1974)
gewonnen. 1976 wurden ihm der Förderungspreis der Stadt Wien
sowie der Kunstpreis der Firma Sandoz verliehen. 1991 erhielt Planyavsky
den Staatlichen Förderungspreis für Chorkomposition und
2005 den Würdigungspreis der Republik Österreich für
sein bisheriges Gesamtwerk. Er hat an die 20 Schallplatten bzw.
CDs mit Orgelsolowerken aufgenommen - darunter das Gesamtwerk von
Johannes Brahms (DEUTSCHE GRAMMOPHON, 1982) sowie das Gesamtwerk
von Felix Mendelssohn (MOTETTE, 1991).
Peter Planyavsky komponiert Orgel-, Chor- und Orchestermusik. Die
meis-ten Werke sind bei DOBLINGER, Wien/München, verlegt; Chorsätze
und Choralbearbeitungen sind in verschiedenen Sammlungen enthalten.
Praktisch alle Werke sind als Aufträge entstanden oder hatten
vor Beginn der Komposition bereits ein konkretes Aufführungsdatum.
Ein Spezialgebiet von Planyavskys kompositorischer Tätigkeit
ist die Parodie. Von den größeren Werken dieser Art ist
"Der zufriedengestellte Autobus", die Parodie einer Bachkantate,
über 40mal aufgeführt worden.
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