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Internationale
Orgeltage Hamm > Konzerte
Samstag,
17. September 2011, 18 Uhr, St.-Victor-Kirche Hamm-Herringen:
"Multi Organi!" - Konzerte für
ein bis vier Orgeln und Orchester von Johann Sebastian Bach
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
Clavierkonzerte für 1 bis 4 Cembali (in der Ausführung
mit Orgeln),
Streicher und Basso continuo
Programm:
Konzert für
drei Cembali (in der Ausführung mit drei Orgeln),
Streicher und Basso continuo C-Dur BWV 1064
(ohne Satzbezeichnung) - Adagio - Allegro
Konzert für
Cembalo (in der Ausführung mit Orgel),
Streicher und Basso continuo A- Dur BWV 1055
Allegro - Larghetto - Allegro ma non tanto
Konzert für
zwei Cembali (in der Ausführung mit zwei Orgeln),
Streicher und Basso continuo c-Moll BWV 1062
(ohne Satzbezeichnung) - Andante e piano - Allegro assai
Konzert für
vier Cembali (in der Ausführung mit vier Orgeln),
Streicher und Basso continuo a-Moll BWV 1065
nach dem Konzert für vier Violinen, Streicher und Basso continuo
h-Moll op. 3 Nr. 10 von Antonio Vivaldi
(ohne Satzbezeichnung) - Largo - Allegro
Ausführende:
Orgel:
Wolfgang Kläsener, Wolfgang Kostujak, Thomas Pauschert, Johannes
Krutmann
Daniel Deuter,
Fiona Stevens (Violine)
Friedemann Wollheim (Viola)
Alexander Scherf (Violoncello)
Miriam Shalinsky (Kontrabass)
Eintrittskarten
an der Abendkasse: € 12,-- / € 8,-- bei Ermäßigung
/ Familienkarte €18,--
Gesamtkarten für alle Konzerte € 35,-- / ermäßigt
€ 25,--
Zu den Werken
Der heutige Abend steht ganz im Zeichen Bachscher Bearbeitungen
vokaler und instrumentaler Werke. "Um 1738 schrieb Johann Sebastian
Bach eine Anzahl Cembalokonzerte nieder - durchweg Übertragungen
und Umarbeitungen eigener Konzerte für Melodieinstrumente."
(Hans-Joachim Schulze)
Das Konzert für drei Cembali, Streicher und Basso continuo
C-Dur BWV 1064 ist sicherlich während Bachs Leipziger Zeit
entstanden. Vermutlich geht das Werk auf ein Konzert für drei
Solo-Violinen (oder drei Melodieinstrumente, z.B. Flöte, Oboe
und Violine) zurück. Formal steht es ganz in der Tradition
eines italienischen Instrumentalkonzertes in drei Sätzen. Die
Solo-Partien sind annähernd gleich komponiert und in Rang und
Schwierigkeit auf einem Niveau.
Auch für das Konzert für Cembalo, Streicher und Basso
continuo A-Dur BWV 1055 stellt sich die Frage nach der Originalbesetzung.
Heute geht man davon aus, dass das Werk zunächst für die
Oboe d´amore bestimmt war. Das ergibt sich aus dem Tonumfang
des Werkes sowie daraus, dass sich die Oboe d´amore ab den
1720er Jahren großer Beliebtheit erfreute. Außerdem
legt die expressive Kantabilität des Mittelsatzes eine solche
Besetzung nahe. Bach emanzipiert in diesem Konzert das ansonsten
in der Hierachie untergeordnete Generalbassinstrument Cembalo und
stellt es einem virtuosen Melodieinstrument gleich. In seiner Heiterkeit
und spielerischen Elleganz ist es ein frühes Beispiel für
die Gattung des "Klavierkonzertes".
Wahrscheinlich im Herbst 1736 entstand das Konzert für zwei
Cembali, Streicher und Basso continuo c-Moll BWV 1062 durch die
Bearbeitung des Konzertes für zwei Violinen d-Moll BWV 1043.
Zunächst hat Bach das Werk einen Ton tiefer gesetzt, um dem
Umfang der Tasteninstrumente gerecht zu werden. Schwieriger war
es allerdings, den Klang zweier Violinen auf zwei Cembali zu übertragen.
An der Klangform der beiden eng miteinander verbundenen Solopartien
für Violinen, unter den keine Rangordnung besteht, wird dieses
Werk bemessen. "Und daher hat gerade dieses Werk es schwer,
als eine völlig gleichwertige Alternative mitzuhalten. [...]
An dem Faktum aber, dass Bach sein Doppelkonzert für zwei Violinen
und Orchesterbegleitung in seiner Köthener Zeit als Prototyp
eines geigerischen Werkes konzipierte, das in der intrumententypischen
Linienführung und der kantablen Ausdrucksgeste so ganz auf
zwei Streichinstrumente ausgerichtet ist, kommt wohl niemand vorbei,
und dies zeigt sich in besonderer Weise im Mittelsatz." (Gerhard
Wienke)
Das Konzert für vier Cembali, Streicher, Basso continuo a-Moll
BWV 1065 ist wiederum eine Bearbeitung, jedoch nicht eines eigenen
Werkes, sondern des Konzertes für vier Violinen, Streicher
und Basso continuo h-Moll op. 3 Nr. 10 von Antonio Vivaldi. Wie
bei nahezu allen seiner Konzertbearbeitungen überträgt
Bach die Solostimmen in die Oberstimme des Cembalosatzes und setzt
Akkorde und Figurationen hinzu. Die Bassstimmen werden entweder
aus dem Continuo des Orchesters oder anderen tiefen Stimmen übernommen.
Beispiele für vokale Bearbeitungen bei Bach sind die beiden
Motetten "Sei Lob und Preis mit Ehren" BWV 231 sowie "Ich
lasse dich nicht" BWV Anh. 159. Die drei Sätze der Motette
"Sei Lob und Preis mit Ehren" sind allesamt Bearbeitungen:
Satz eins und drei gehen auf Originalsätze Georg Philipp Telemanns
zurück, der Mittelsatz, den sie heute Abend hören, ist
eine Bearbeitung des Chores "Nun Lob, mein Seel, den Herren"
aus der Kantate " Gottlob! Nun geht das Jahr zu Ende"
BWV 28, zweiter Satz. Ursprünglich umfasst die Motette nur
die ersten beiden Sätze. Der dritte wurde nachträglich
hinzugefügt. Das Werk ist stilistisch dem "Stylus antiquus"
eines Palestrina oder Lasso zu zuordnen, dem Inbegriff des historischen
und zugleich auch liturgischen.
Inwieweit Bach den Komponist der Motette "Ich lasse dich nicht"
BWV Anh. 159 ist, kann nicht gesagt werden. Die überlieferte
Partitur enthält zu Beginn und am Ende Teile von Bachs Hand;
die übrige Schreibarbeit übernahm Philipp David Kräuter,
ein früherer Schüler Bachs. Der Quelle ist nicht zu entnehmen,
ob die Vorlage Kräuters das Manuskript Bachs oder eines anderen
Komponisten ist. Die zweiteilige Motette ist vermutlich 1712-13
entstanden. Der textlichen Grundlage folgend - es werden die Worte
Jakobs vom Kampf am Jabbok (1. Mose 32, 27) zitiert - handelt es
sich um eine klassische Trauermusik. Die beiden Teile der Motette
sind unterschiedlich angelegt, stehen aber in der thüringischen
Motettentradition: zunächst wird der Text doppelchörig,
in wechselchöriger Manier vertont; danach erklingt ein vierstimmiger
Satz mit der Choralmelodie im Sopran. Inwieweit die Absicht bestand,
eine Motette größeren Formates durch Wiederholung des
zu vertonenden Textes in unterschiedlichen Satzmodellen zu komponieren,
bleibt offen. "Über ihre Schönheit sind sich alle
einig; aber an der Echtheit der Motette scheiden sich die Geister."
(Klaus Hellmann)
Anke Westermann
Wolfgang Kläsener
studierte Kirchenmusik an der Folkwang-Hochschule Essen sowie Orgel
bei Daniel Roth (Paris) und Orchesterleitung bei Manfred Schreier
(Stuttgart). Als Organist ist er Preisträger des Internationalen
Bach-Wettbewerbs Leipzig sowie des Gieseking-Wettbewerbs Saarbrücken.
Er gewann als Chorleiter internationale Auszeichnungen bei Wettbewerben
in Arezzo, Marktoberdorf und Tours.
Wolfgang Kläsener
ist Gründer des Kettwiger Bach-Ensembles (Essen) und leitet
seit 1993 die Kantorei Barmen-Gemarke (Wuppertal). Er unterrichtet
an der Hochschule für Musik Köln, Standort Wuppertal.
2003 hat er die Orgelmatinee-Reihe "Bach & ..." an
der Immanuelskirche ins Leben gerufen. Seit 2006 ist er zudem künstlerischer
Leiter der "Wuppertaler Orgeltage".
Neben Produktionen
mit diversen Rundfunkanstalten sowie verschiedenen Berufsorchestern
und -chören widmet sich Wolfgang Kläsener der Vermittlung
von Musik an die Jugend.
Wolfgang Kostujak ist in Bremen aufgewachsen. Noch während
der Schulzeit absolvierte er Orgel-Studien bei Arvid Gast und KMD
Wilfried Langosz. Im Anschluss an Abitur und Zivildienst immatrikulierte
er sich an der "Folkwang-Hochschule", Essen in den Hauptfächern
"Musiktheorie" bei Silvio Foretic und "historische
Tasteninstrumente" bei Ludger Rémy, das er 1993 mit
der künstlerischen Reifeprüfung abschloss.
Von 1993 schrieb sich Wolfgang Kostujak am "Sweelinck-Conservatorium",
Amsterdam für das künstlerische Hauptfach "Cembalo"
bei Bob van Asperen ein.
Begleitende Studien im Fach "Basso continuo" absolvierte
er bei Thérèse de Goede. 1996 schloss er diesen Studiengang
mit dem Konzertdiplom im Grad eines "Uitvoerend musicus"
ab.
Seit 1998 lehrt
er innerhalb des Moduls "Alte Musik" an der "Folkwang-Universität
der Künste" in Essen, zunächst in den Fächern
"Cembalo" und "Generalbasspraxis", später
auch in "Generalbasstheorie". Seit dem WiSe 2009/10 betreut
er dort außerdem eine ständige, zweizügige Vorlesungsreihe
zur "historischen Aufführungspraxis". Seine Konzerttätigkeit
führte ihn über die Grenzen Deutschlands hinaus, so etwa
nach Polen, Frankreich, Estland, Österreich, Italien, in die
Niederlande, nach Russland und China, wo er als Solist und als Continuocembalist
der Ensembles "Il Desiderio", Münster und "Nova
Stravaganza" sowie "Musica Antiqua", Köln tätig
gewesen ist.
Solistische
und kammermusikalische Mitwirkung bei verschiedenen Festivals für
alte Musik, so etwa dem "Forum Artium Georgsmarienhütte"
1998, dem "Festival van Vlaanderen" 2000, dem "Musikfest
Westmünsterland" 2000 oder auch der "Rassegna Internazionale
di Musica, Montecremasco", Milano 2000 dem "Festival de
Artes de Macau 2002", Macau (China) und dem "Europäischen
Musikfest Stuttgart 2005".
Seit 1988 entstehen regelmäßig neue Tonträgeraufnahmen
und Einspielungen bei Radio Bremen, dem Mitteldeutschen Rundfunk,
dem DeutschlandRadio Berlin und dem Südwestrundfunk sowie dem
ZDF und "Arte" an Cembalo und Orgel.
Seit 2002 arbeitet
Wolfgang Kostujak außerdem als freier Sendeautor für
mehrere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten (vor allem
für das DeutschlandRadio Kultur, die Deutsche Welle und den
Westdeutschen Rundfunk) sowie als Autor verschiedener Magazine (u.
a. "Neue Zeitschrift für Musik - Das Magazin für
neue Töne", Mainz oder "Concerto - Das Magazin für
Alte Musik", Köln) und als Editor für unterschiedliche
Musikverlage (u. a. für Henle, Schott und Amadeus). Beim Amadeus-Verlag
erschien in Zusammenarbeit mit Henrik Wiese eine umfassende Neuausgabe
von Kammermusikwerken Johann Ph. Kirnbergers, gemeinsam mit Thomas
Kügler veröffentlichte Wolfgang Kostujak die unlängst
entdeckten Flötensonaten des Vivaldi-Kollegen Ignazio Sieber.
Thomas Pauschert
studierte an der Musikhochschule Köln Kirchenmusik, Cembalo
bei Hugo Ruf und Gerald Hambitzer und Orgel bei Rudolf Ewerhart.
Es folgten Privatstudien im Fach Klavier bei Ernst Ueckermann, im
Fach Gesang bei Michaela Krämer und im Fach Cembalo. Von 1997
bis 1999 studierte er Traversflöte bei Laurence Dean an der
Folkwang-Hochschule Essen. Daneben besuchte er Meisterkurse vorwiegend
im Bereich der Alten Musik u. a. bei Ludger Lohmann, Jon Laukvik,
Bob van Asperen, Harald Vogel, Jacques van Oortmerssen und Glen
Wilson.
1991/92 war er Assistent des Domorganisten am Kiliansdom in Würzburg
und Lehrbeauftragter für Chor an der FH Würzburg, von
1992 bis 2002 Kantor der Herz Jesu-Kirche in Mülheim an der
Ruhr. Er war Mitglied des CHORWERKRUHR und wirkte bei Opernproduktionen,
Rundfunksendungen und CD-Aufnahmen mit. Heute ist er als freiberuflicher
Cembalist und Organist, als Herausgeber und als Lehrer an der Freien
Waldorfschule in Gladbeck tätig.
Johannes Krutmann
wurde bereits früh durch den Kontakt mit historischen Orgeln
musikalisch geprägt. Er studierte katholische Kirchenmusik,
Orgel und Cembalo an der Musikhochschule Köln. Zu seinen Lehrern
zählrn Rudolf Ewerhardt, Hugo Ruf, Gerald Hambitzer und Alastair
Thompson. Darüber hinaus bildete er in zahlreichen Meisterkursen
in Deutschland und England seine Fähigkeiten weiter aus.
Seit 1989 lebt er in Hamm und ist dort als Dekantaskirchenmusiker
tätig. Hier initiierte er mehrere Konzertreihen, u.a. das "Orgeltriduum".
Neben der täglichen liturgischen Musizierpraxis entwickelte
sich eine rege Konzerttätigkeit, bei der er vor allem die Vielfalt
des Musizierens als Organist, Cembalist und Chorleiter schätzt.
Von 1997 bis 2006 unterrichtete er an der Universität Dortmund
die Fächer Chorleitung und Orgel. Seit 2003 ist er Beauftragter
für den Orgelbau in der Erzdiözese Paderborn.
Daniel Deuter, geboren in Mülheim an der Ruhr, erhielt seine
geigerische Ausbildung von Tibor Istvanffy und Geoffry Wharton.
Die Beschäftigung mit den adäquaten Mitteln und Manieren
der Alten Musik mündete in Konzerte und Produktionen mit vielen
international renommierten Musikern wie René Jacobs, Philippe
Herreweghe, Reinhard Goebel und Ensembles wie dem Stuttgarter Barockorchester,
Akademie für Alte Musik Berlin und dem Freiburger Barockorchester,
die ihn durch ganz Europa, Asien, nach Kanada und in die USA führen.
Daniel Deuter leitet Orchester-Workshops und ist Dozent für
Barockvioline (Early Music Summerschool Valtice, Parlement de Musique,
Michaelsteiner Sommerakademie) und ein gefragter Konzertmeister.
In dieser Funktion führt er auch die Batzdorfer Hofkapelle
an; ein Ensemble, das sich für die Erschliessung und Aufführung
des Repertoires der Dresdner Hofkapelle einsetzt und seit 1993 Opernwerke
dieses Repertoires auch ohne Dirigent in Szene setzt.
Mit seinem von
ihm 1996 ebenfalls mitgegründeten Ensemble CordArte, das sich
früh- und hochbarocker Kammermusik des 17. Jahrhunderts widmet,
tritt er in Festivals auf und arbeitet mit großen deutschen
Rundfunkanstalten zusammen.
Mit Daniel Hope verbindet ihn seit 2009 eine kammermusikalische
Zusammenarbeit mit Konzerten u.a. in Hamburg, Berlin, London.
Seine Arbeit ist auf zahlreichen, bei den Labels Raumklang, Musicom,
cpo, Supraphon und Pan Classics erschienenen CDs dokumentiert.
Zuletzt im April 2011 veröffentlichte Daniel Deuter beim Label
Accent eine CD mit Ersteinspielungen von Werken Johann Pfeiffers,
darunter ein Violinkonzert.
Fiona Stevens
studierte Musikwissenschaften in Cambridge und Violine bei Ida Bieler
in Düsseldorf sowie Barockvioline bei Elisabeth Wallfisch und
Mary Utiger.
Seit ihrer Mitgliedschaft
im European Union Baroque Orchestra 1995 widmet sie sich in erster
Linie der historischen Aufführungspraxis.
Ihre regelmäßige Mitwirkung bei Ensembles wie Concerto
Köln, Cappella Coloniensis, Orchestre Revolutionnaire et Romantique
und Capella Augustina führte zu Zusammenarbeit mit John Eliot
Gardiner, Andreas Spering, Marcus Creed, Bruno Weil und anderen.
Im Rahmen ihrer verschiedenen Unterrichtstätigkeiten ergab
sich die Leitung des Workshops "Anleitung zum Gebrauch des
Barockbogens" und eines anschließenden Kammermusikprojekts
mit den Bremer Philharmonikern.
Sie ist Gründungsmitglied des neugegründeten Kölner
Gesellschaft für Alte Musik, die ihren Sitz in Ehrenfeld in
der Heliosstr. hat, und Mitglied der Programmgruppe vom Fest für
Alte Musik, die die Gesellschaft in Februar 2012 in der Kölner
Innenstadt veranstalten wird. Außerdem spielt sie regelmäßig
Werke von G. P. Telemann im Fahrradladen "Cosmos" am Neptunplatz,
weil sie es spannend findet, klassische Musik in ungewöhnlichen
Räumen erklingen zu lassen, und hofft dadurch klassische Werke
einem breitgefächerten Publikum nahe zu bringen.
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